Kirche im Lagerbuch II

Kirche im Lagerbuch II

 

Das Pfarrhaus   (Fol. 47-1.)

 

„Das Pfarrhaus, am örtlichen Ende des Dorfes Ferndorf, auf dem so genannten Pfarrhofe gelegen, ist 89 Fuß lang und 24 ½ Fuß breit, von Holz und Lehmfachwerk erbaut und mit Stroh gedeckt, hat eine niedrige Geschosshöhe (ca. 6-7 Fuß) und befindet sich in einem sehr baufälligen Zustand, so dass auf einen Neubau Bedacht genommen werden muss.


Im unteren Stock befinden sich von Eingang rechts: die Wohnstube, neben derselben die Küche und an dieser eine Vorratskammer; links die Gesindestube, neben derselben der Kuhstall, an diesem die Miststätte und am äußersten Ende ein Holzstall.


Im oberen Stock befinden sich rechts ein Studier-, Schlaf- und Archivzimmer; links ein Saal über dem Kuhstall, neben demselben zwei Fremdenstuben, von welcher die eine über der Miststätte, die andere über dem Holzstall liegt.“


Es sind folgende Veränderungen eingetragen: “Das Gebäude ist durchweg repariert und mit einem Schieferdach versehen, auch unterm 1. April aufs Neue zu 10.050 Mark bei der Westfälischen Provinzial-Feuer-Sozietät versichert.“ „Das Pfarrhaus ist wegen seines schlechten baulichen Zustandes und weil durch den Neubau eines solchen bedingt, im Jahre 1905 abgebrochen worden.“


In seiner „kurzgefassten Geschichte der Kirche und der Pfarrei zu Ferndorf“, im gleichen Lagerbuch, schreibt Pastor Romberg, die „größ-ere Kirchengemeinde-Vertretung“ habe einstimmig beschlossen, in Ferndorf ein neues Pfarrhaus zu bauen, da das alte „wahrscheinlich aus der Reformationszeit stammende, durch einen Anbau im Jahre 1769 vergrößerte Haus“ baufällig geworden sei. Die Kosten wurden auf 25.000 Mark veranschlagt, die bei der Landesbank angeliehen werden mussten.

 

Das neue Haus wurde auf dem Hofraum vor dem alten „senkrecht zu dem östlichen Teile desselben und dicht an dieses anstoßend errichtet…“ Bei den Ausschachtungsarbeiten stieß man auf alte Mauerreste und einen verschütteten Brunnen. Teile einer Lanze und ein alter Rost kamen dabei zum Vorschein. Das Pfarrhaus wurde im Dezember 1904 bezogen.
Mauer und Brunnen lassen auf ein sehr altes, früheres Gebäude schließen. War es das erste Pfarrhaus des Kirchspiels oder etwa der Ferndorfer „Urhof“?


P.S. Pastor Romberg stellt die Frage, ob der Rost in Beziehung zum alten Wahrzeichen der Ferndorfer Kirche (Rost des Märtyrers Laurentius, Marterwerkzeug) zu setzen sei. Das erschien ihm dann aber doch sehr fraglich zu sein. Nun ja.

Erhard Krämer